
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über wichtige unterirdische Sehenswürdigkeiten in Karlsbad, jeweils mit Angaben zur Zugänglichkeit, Lage (inkl. Google-Maps-Link), geschichtlichen Einordnung und Beschreibung der Besonderheiten.
Inhaltsübersicht
Unterwelt der Sprudelkolonnade (Thermalquellensystem Vřídlo)
Besucherinformationen
Öffentlich zugänglich: Ja, im Rahmen von Führungen (Mai–Oktober; Anmeldung im Voraus erforderlich; Eintritt frei mit der Karlovy Vary Region Card). Die Tourtickets gibt es an der Kasse in der Sprudelkolonnade.
Adresse/Lage:
- Vřídelní kolonáda (Sprudelkolonnade)
- Divadelní náměstí 2036/2, 360 01 Karlovy Vary
- (im Kurzentrum, an der Teplá)
Geschichtliche Einordnung:
Das Thermalquellensystem Vřídlo (der „Sprudel“) ist die heißeste und ergiebigste Karlsbader Quelle. Seit 1879 gibt es an dieser Stelle eine Kolonnade; der heutige Glas-Stahl-Bau von 1975 überspannt die Quelle. Um die einzigartige Thermalhydrogeologie zu schützen und erlebbar zu machen, wurde der unterirdische Bereich unter der Kolonnade für Besucher zugänglich gemacht. Führungen existieren seit einigen Jahren und vermitteln die Geschichte und technische Nutzung der Mineralquellen.
Beschreibung:
Unter dem Boden der Sprudelkolonnade liegt ein ganzes System von Pumpen, Rohrleitungen und Auffangbecken für das 72 °C heiße Thermalwasser. Die geführte Untergrund-Tour zeigt eine Sammlung von Sintergestein und „Sprudelsteinen“ – durch das mineralreiche Wasser gebildete Ablagerungen – sowie alte Rohrleitungen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Ebenso erfährt man, wie die traditionellen Karlsbader „Steinrosen“ (Souvenirs aus mineralisch verkrusteten Gegenständen) hergestellt werden. In dem feucht-warmen Stollenmilieu sieht man sogar seltene Bakterien und Algen, die auf den vom Thermalwasser umspülten Oberflächen gedeihen. Die Besucher bekommen darüber hinaus spannende Einblicke in die Geschichte der Sprudelquelle und die besondere Geologie des Untergrunds. Hinweis: Die Führungen finden meist von Donnerstag bis Sonntag zwischen 10 und 17 Uhr statt (letzter Einlass 16 Uhr), in den Wintermonaten ist geschlossen.
Krypta der St.-Maria-Magdalena-Kirche

Besucherinformationen
Öffentlich zugänglich: Ja, im Rahmen von geführten Besichtigungen (Mai–Oktober; Anmeldung vorab notwendig; oft in Kombination mit der Sprudel-Unterwelttour möglich). Zugang nach Vereinbarung über die Sprudelkolonnade bzw. Pfarramt.
Adresse/Lage:
- Unter der Kirche St. Maria Magdalena
- náměstí Svobody 1, 360 01 Karlovy Vary
- (hinter der Sprudelkolonnade auf dem Marktplatz-Hügel)
Geschichtliche Einordnung:
Die barocke Kirche St. Maria Magdalena wurde 1737 vom berühmten Architekten Kilian I. Dientzenhofer erbaut und ersetzte eine gotische Vorgängerkirche. Direkt um die Kirche befand sich früher ein Friedhof, der im 18. Jh. aufgelassen wurde – die Gebeine der Verstorbenen wurden in der Krypta bewahrt. In den 1990er-Jahren wurde die zugemauerte Krypta wiederentdeckt, restauriert und für Besucher geöffnet, um einen Einblick in dieses kirchliche Untergeschoss und die Geschichte Karlsbads zu geben.
Beschreibung:
Die Krypta unter der Maria-Magdalena-Kirche ist eine der wenigen zugänglichen Kirchenkrypten in Böhmen. In dem gewölbten Unterraum kann man Fundamente des Barockbaus sehen sowie Reste der ursprünglichen gotischen Kirche und eines alten Umgangsweges um das ehemalige Gotteshaus. Besonders bemerkenswert ist das einzigartige rekonstruierte „Heilige Grab“ (Grab Gottes) – eine Barocknachbildung des Jerusalemer Grabes Christi zur Andacht. Außerdem werden in der Krypta zahlreiche Skelettreste aus dem einstigen Friedhof aufbewahrt. Gezeigt wird auch eine Sammlung von Ablagerungen des Sprudelwassers, da die Nähe zur heißen Quelle zu bizarren Mineral-Sedimenten führte. Während der ca. 30-minütigen Führung erhält der Besucher viele Informationen über die Baugeschichte der Kirche und die Umgebung.
Tipp: Oft werden Krypta-Führungen parallel zu den Sprudel-Untergrundtouren angeboten; aktuelle Termine und Anmeldung z.B. über das Infozentrum Karlsbad (E-Mail: exkurze@splzak.com).
Unterirdische Standseilbahn zum Hotel Imperial (Lanová dráha Imperial)

Besucherinformationen
Öffentlich zugänglich: Ja, im regelmäßigen Betrieb als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs (Linie Lanovka Imperial im Stadtverkehr). Fahrkarten des ÖPNV gelten; Hotelgäste des Imperial nutzen die Bahn kostenfrei. Betrieb ganzjährig im 15-Minuten-Takt von früh bis abends.
Adresse/Lage:
- Talstation: Divadelní náměstí (Theaterplatz)
- Eingang unauffällig zwischen den Häusern Nr. 24 und 25, 360 01 Karlovy Vary
- Bergstation: im Hotel Imperial, Libušina 18, Karlovy Vary
Geschichtliche Einordnung:
Die Imperial-Standseilbahn wurde 1905–1907 erbaut und am 18. Mai 1907 eröffnet – als erste der drei historischen Karlsbader Standseilbahnen. Sie verband den Theaterplatz mit dem prominenten Grandhotel Imperial (damals Café Helenenhof) auf dem Berg. Aufgrund ihrer kompletten Tunnelbauweise wird sie auch augenzwinkernd als „Karlsbader Metro“ bezeichnet. Seit 1961 ist sie in den städtischen Nahverkehr integriert. Nach einer Stilllegung 1980 wurde die Bahn 1983–87 umfassend renoviert und fährt seit November 1987 wieder zuverlässig. Sie gilt als steilste Standseilbahn Tschechiens (max. Steigung 495 ‰) und als zweitälteste noch betriebene Tunnel-Standseilbahn Europas.
Beschreibung:
Die Standseilbahn verläuft auf ganzer Länge unterirdisch in einem Tunnel durch den Burgberg. Sie überwindet auf 127 m Streckenlänge etwa 54 Höhenmeter und benötigt nur ca. 70 Sekunden Fahrzeit. Zwei Kabinen (50 Plätze) pendeln auf einem Gleis mit Ausweiche in der Mitte. Für Besucher ist vor allem der nostalgische Aspekt reizvoll: Man taucht am Theaterplatz in einen unscheinbaren historischen Aufzugschacht ein und kommt eine Minute später oben im Jugendstil-Umfeld des Imperial-Hotels wieder ans Tageslicht. Unterwegs bieten sich Blicke auf die beleuchteten Tunnelwände; ansonsten steht hier die Fahrt selbst als Erlebnis im Vordergrund – klassisch seit über 115 Jahren. Hinweis: Die Talstation ist etwas versteckt in einer Häuserzeile und wird von Ortsunkundigen leicht übersehen. Sie befindet sich gegenüber dem Stadttheater unterhalb der Sprudelkolonnade.
Ehemaliger Luftschutzbunker (Protiatomový kryt) – Escape Room
Besucherinformationen
Öffentlich zugänglich: Teilweise, im Rahmen eines Escape-Room-Spiels für Besucher. Es handelt sich um einen originalen Zivilschutz-Bunker, der von einem privaten Anbieter zu einem Escape Game („Protiatomový kryt“ – Atomschutzbunker) umfunktioniert wurde. Für eine Besichtigung muss vorab ein Termin für das Spiel gebucht werden (2–5 Personen, Dauer ~60 Minuten). Gelegentlich finden auch Tage der offenen Tür statt.
Adresse/Lage:
- A. Heimanna 232/2, Karlovy Vary
- Dvory (Stadtteil westlich des Zentrums, Nähe Moser-Werk)
- Hinweis: Dieser Bunker liegt zwar etwas außerhalb des Kurviertels, aber noch im Stadtgebiet Karlsbad.
Geschichtliche Einordnung:
In den 1950er-Jahren, zu Beginn des Kalten Krieges, wurden in Karlsbad wie in vielen Städten zahlreiche Zivilschutzbunker in Felsen und Kellern eingebaut. Anfang der 1990er gab es stadtweit fast 50 solcher öffentlichen Schutzräume für über 6.000 Personen. Die meisten wurden inzwischen privatisiert oder umgenutzt (z.B. als Lager oder Museumsräume). Der Bunker in der A.-Heimanna-Straße wurde von Enthusiasten erhalten und erlebbar gemacht. Er diente ursprünglich dem Civilschutz und liegt in einem Felsenkeller nahe der früheren Porzellanfabrik. Heute ist er ein Beispiel dafür, wie Relikte des Kalten Krieges touristisch genutzt werden können.
Beschreibung:
Dieser unterirdische Bunker ist vollständig erhalten mit seinen stählernen Schleusentüren, Belüftungsanlagen und versprühten Betonwänden, die das beklemmende Ambiente eines Atomshelters vermitteln. Besucher des Escape Rooms schlüpfen in die Rolle einer eingeschlossenen Gruppe und müssen binnen einer Stunde Rätsel lösen, um den Bunker „lebend“ zu verlassen. Dabei durchquert man die verschiedenen Räume des Schutzraums – vom engen Eingangsbereich über Schlafkojen bis zum Maschinenraum. Die originale Ausstattung macht die Erfahrung sehr authentisch: Man sieht beispielsweise noch die alten Notvorratsbehälter und Drucktüren. Auch ohne an dem Spiel teilzunehmen, ist die Existenz dieses Ortes faszinierend, da er ein Stück Stadtgeschichte unter der Oberfläche repräsentiert. Für Escape-Game-Fans bietet er eine einzigartige Atmosphäre, und geschichtsinteressierte Besucher erfahren nebenbei einiges über den Zivilschutz im 20. Jahrhundert. (Kontakt/Infos: Webseite des Anbieters unter escapekv.cz)
Becherovka-Fasskeller (Jan-Becher-Museum)

Besucherinformationen
Öffentlich zugänglich: Ja, im Rahmen einer Museums-Führung (ganzjährig Dienstag–Sonntag zu festen Zeiten, Eintritt ca. 250 CZK). Führungssprachen u.a. Deutsch. Die Tour ist teilweise barrierefrei (Aufzug vorhanden).
Adresse/Lage:
- Besucherzentrum „Home of Becherovka“
- T. G. Masaryka 282/57, 360 01 Karlovy Vary
- Google Maps (Innenstadt, unweit der Tržnice-Markthalle)
Geschichtliche Einordnung:
Becherovka – oft augenzwinkernd als „13. Karlsbader Quelle“ bezeichnet – ist ein weltberühmter Kräuterlikör, der seit 1807 in Karlsbad hergestellt wird. Die ursprüngliche Becherovka-Fabrik wurde 1867 von Jan Becher errichtet und mehr als 100 Jahre lang genutzt, bevor die Produktion 2010 in einen Neubau außerhalb der Stadt verlegt wurde. Im historischen Fabrikgebäude „Steinberky“ in der Innenstadt befindet sich heute das Jan-Becher-Museum (Becherovka-Besucherzentrum). Hier können Besucher die Geschichte des Likörs kennenlernen – einschließlich der unterirdischen Lagerkeller, in denen Becherovka traditionell reifte.
Beschreibung:
Die Museumsführung beginnt mit Ausstellungsräumen zur Geschichte der Becher-Familie und des Likörs (mit historischen Flaschen, Rezeptbüchern, Geräten etc.). Danach führt sie hinab in die Tiefe der ehemaligen Fabrik, wo die unterirdischen Tunnel und Fasskeller besichtigt werden können. Hier lagern in einem weit verzweigten Kellerlabyrinth große Eichenfässer, in denen der Kräuterlikör etwa zwei Monate lang reift. Diese handgefertigten Fässer sind teils über 100 Jahre alt und noch immer in Gebrauch. Durch die Keller ziehen sich auch Edelstahlrohre der alten Produktionsanlagen – insgesamt rund 9 Kilometer Leitungen unter der Decke. Die Atmosphäre im Fasskeller mit dem Duft von Kräutern und Eichenholz vermittelt eindrucksvoll den traditionellen Produktionsprozess. Zum Abschluss der Tour gibt es eine Verkostung verschiedener Becherovka-Sorten in einem Probierraum, wodurch der Rundgang durch die Karlsbader „Unterwelt“ der Likörfabrik genussvoll abgerundet wird. (Öffnungszeiten: Di–So 9:00–17:00; Website: becherovka.com